Der Gebrauch von Cookies erlaubt uns Ihre Erfahrungen auf dieser Website zu optimieren. Wir verwenden Cookies zu Statistikzwecken und zur Qualitätssicherung. Durch Fortfahren auf unserer Website stimmen Sie dieser Verwendung zu.

BM Holzleitner: „Naturwissenschaftliches Wissen aus Österreich und in Europa gemeinsam digital sichern und zugänglich machen.“

Österreich wird Teil der europäischen Forschungsinfrastruktur für naturkundliche Sammlungen DiSSCo (Distributed System of Scientific Collections)

Österreich nimmt seit vielen Jahren eine Vorreiterrolle bei der digitalen Öffnung naturwissenschaftlicher Sammlungen in Europa ein. Als best practice-Beispiel wird es nun 2025 ein wichtiger Teil der europäischen Großforschungsinfrastruktur DiSSCo (Distributed System of Scientific Collections).

DiSSCo ist eine europäische Forschungsinfrastruktur, die alle naturwissenschaftlichen Bestände digitalisiert und standardisiert und damit einen länderübergreifenden Zugang zu naturwissenschaftlichem Wissen in Europa schafft. Durch die neu geschaffene virtuelle Wissensdatenbank können Sammlungen europaweit gefunden sowie effizient genutzt werden. Als bislang größte europäische Vernetzung von Naturkundemuseen, Botanischen Gärten, Universitäten und anderen sammlungsführenden Forschungseinrichtungen bietet DiSSCo einen innovativen Mehrwert für den Wissenstransfer in Wissenschaft, Forschung sowie Gesellschaft und Wirtschaft.

In Österreich wird die Digitalisierung naturwissenschaftlicher Sammlungen im Rahmen der DiSSCO-Infrastruktur über das Konsortium „Open Scientific Collections Austria (OSCA)“ organisiert. OSCA ist ein Zusammenschluss österreichischer Museen und Universitäten, die sich der digitalen Öffnung der österreichischen naturwissenschaftlichen Sammlungen verschrieben haben.

Es begleitet die digitale Öffnung seiner über 56 Millionen Sammlungsobjekte und vertritt Österreich in Europa als Schnittstelle zur europäischen Infrastruktur DiSSCo. Das OSCA Konsortium wird vom Naturhistorischen Museum Wien (NHM) koordiniert. In der Aufbauphase hat das BMKOES (jetzt BMWKMS) das OSCA Konsortium unterstützt. Seit Januar 2025 wird das Konsortium vom Bundesministerium für Frauen, Wissenschaft und Forschung (BMFWF) gefördert.

Österreich ist somit Teil der Vision, europäische naturwissenschaftliche Sammlungen im Zentrum datenbasierter wissenschaftlicher Exzellenz und Innovation in den Bereichen Biodiversität und Umweltforschung, Klimawandel, Ernährungssicherheit und Gesundheit zu positionieren.

Investitionen in Forschungsinfrastrukturen wie DiSSCo sind Investitionen in Europas Zukunft. Sie machen unser Wissen sichtbar, zugänglich und zu einem Motor für Innovation und gesellschaftliche Entwicklung. Mit der Digitalisierung unserer Sammlungen schaffen wir die Basis, um Biodiversität, Klima und Gesundheit evidenzbasiert zu erforschen – und unser Wissen für kommende Generationen zu erhalten.
Eva-Maria Holzleitner, BSc, Bundesministerin für Frauen, Wissenschaft und Forschung (BMFWF)
Wir sind sehr stolz, dass die österreichische Regierung das große Potential all ihrer naturkundlichen Sammlungen, die in Museen, Universitäten und Stiften bewahrt werden, für die Zukunftsfähigkeit Europas sieht und dem entsprechend ihre digitale Zugänglichkeit stärkt. Die europäische Forschungsinfrastruktur DiSSCo macht deutlich, welche Gestaltungsmacht in der Kooperation liegt: Wir lernen alle voneinander!
Katrin Vohland, Generaldirektorin des NHM Wien.

Forschungsinfrastrukturen als Rückgrat wissenschaftlicher Innovation

Die Digitalisierung naturwissenschaftlicher Sammlungen erschließt neues Wissen, verbindet Österreichs materielles Erbe mit modernsten Datenstandards und macht unser kulturelles und wissenschaftliches Gedächtnis global sichtbar und nutzbar – für Forschung, Politik und Gesellschaft.

Investitionen in leistungsfähige Infrastrukturen wie OSCA (Open Scientific Collections Austria) und DiSSCo (Distributed System of Scientific Collections) sichern Österreichs Position im Europäischen Forschungsraum (ERA). Sie ermöglichen vernetzte Spitzenforschung nach FAIR-Prinzipien, schaffen Grundlagen für Innovation und machen unser Wissen offen, zugänglich und zukunftsfähig. Nur mit der Verknüpfung von Sammlungen bzw. Daten können wir globale Herausforderungen wie Biodiversitätsverlust und Klimawandel evidenzbasiert meistern – und das Wissen für kommende Generationen bewahren.

Das Ziel: ein vollständiger, digitaler Katalog österreichischer Sammlungen

Das Ziel ist es, einen vollständigen digitalen Katalog der österreichischen Sammlungen, d.h. 100% Inventarisierung aller biologischen (botanischen, zoologischen), erdwissenschaftlichen (paläontologischen, geologischen, mineralogischen, extraterrestrischen) und anthropologischen Sammlungsobjekte zu erreichen. Darüber hinaus sollen von ausgewählten Objekten 2D, in wenigen Fällen 3D, Digitalisate angefertigt werden. Für diese strategischen Ziele ist ein enormer Digitalisierungsaufwand notwendig. Um die nötigen Kosten für dieses Unterfangen zu ermitteln, wurden die Arbeitszeiten und Arbeitskosten aufgrund von Erfahrungswerten für die verschiedenen Tätigkeiten in den unterschiedlichen Sammlungen abgeschätzt. Die Kosten für die Digitalisierung der knapp 56 Mio. Objekte würden sich über einen Zeitraum von 10 Jahren auf ca. 250 Mio. Euro belaufen.

Naturwissenschaftliche Sammlungen sind ein einzigartiges Gut für Wissenschaft und Gesellschaft. Sie dokumentieren das Leben, dienen als Archive der Erde, der unbelebten Materie und der Biodiversität und ermöglichen es, Anpassung an Umweltveränderungen nachzuvollziehen. Als zentrale Forschungsinfrastruktur tragen sie dazu bei, grundlegende wissenschaftliche Fragen zu beantworten und innovative Lösungsansätze zu entwickeln.

Ihre Nutzung ist jedoch durch verschiedene Faktoren stark eingeschränkt: geringer Digitalisierungsgrad, fehlende gemeinsame Plattform, unzureichende Verknüpfungen relevanter Datenquellen und uneinheitliche Handhabung. Diese Fragmentierung erschwert den Zugang und die effektive Nutzung des vorhandenen Wissens.

Einheitlicher Zugang und gemeinsame Standard zu den Forschungsdaten

2018 wurden die europäischen naturwissenschaftlichen Sammlungen in die Roadmap des Europäischen Strategieforums für Forschungsinfrastrukturen (ESFRI) aufgenommen – als "Distributed System of Scientific Collections" (DiSSCo).  Ziel von DiSSCo ist der Aufbau einer leistungsfähigen Infrastruktur für datenintensive Forschung. Im Mittelpunkt stehen die physischen Sammlungsobjekte und deren Digitalisierung. Einheitlicher Zugang, gemeinsame Standards und Verfahren sollen über Ländergrenzen hinweg etabliert werden. Alle Daten entsprechen den FAIR-Prinzipien (Findable, Accessible, Interoperable and Reusable data). Mit über 200 beteiligten Institutionen aus 23 Ländern ist DiSSCo die bislang größte europäische Vernetzung von Naturkundemuseen, Botanischen Gärten, Universitäten und anderen sammlungsführenden Forschungseinrichtungen.

Die Vorbereitungsphase von DiSSCo begann im Februar 2020 mit DiSSCo Prepare. Das Naturhistorische Museum Wien fungierte als National Node für Österreich. Hieraus entstand ein kontinuierlicher Austausch mit weiteren Einrichtungen wie Museen, universitären Sammlungen, Klöstern und Stiften, dem Umweltbundesamt (mit GBIF Austria), und Geosphere Austria. Aus diesem Austausch entwickelte sich das Konsortium ‚Open Scientific Collections Austria (OSCA)‘.

OSCA vereint österreichische Museen und Universitäten, die sich der digitalen Öffnung der österreichischen naturwissenschaftlichen Sammlungen des Landes widmet. Es begleitet die Digitalisierung seiner über 56 Millionen Sammlungsobjekte und vertritt Österreich als Schnittstelle zur europäischen Infrastruktur DiSSCo. Das OSCA Konsortium wird vom Naturhistorischen Museum Wien (NHM) koordiniert. In der Aufbauphase wurde das Konsortium durch das BMKOES (jetzt BMWKMS) unterstützt.

Seit Januar 2025 wird das Konsortium vom Bundesministerium für Frauen, Wissenschaft und Forschung (BMFWF) gefördert.

Teilnahme an DiSSCO als klares Bekenntnis zum europäischen Forschungsraum

Die Teilnahme an DiSSCo ist ein klares Bekenntnis zu Europa, zum europäischen Forschungsraum (ERA) und zu den Prinzipien von Open Science. DiSSCo stärkt und strukturiert den ERA, steht im Einklang mit dem Europäischen Green Deal und unterstützt das Ziel der Europäischen Kommission, Europa fit für das digitale Zeitalter zu machen. Wissen über Biodiversität und Geodiversität gewinnt angesichts globaler Herausforderungen wie dem Verlust der Biodiversität, Klimawandel, Erschöpfung von Ressourcen und globalen Pandemien an Bedeutung. Offene (Linked open Data) und FAIR konforme Daten leisten hierfür einen großen Mehrwert.

Mit der Teilnahme an DiSSCo ist Österreich ein Teil der Vision, europäische naturwissenschaftliche Sammlungen als Kern datenbasierter wissenschaftlicher Exzellenz und Innovation zu positionieren – in Bereichen wie Biodiversität und Umweltforschung, Klimawandel, Ernährungssicherheit und Gesundheit. Die Nutzung der Services und Standards von DiSSCo stärken nachhaltig die Anwendung der Sammlungen in Wissenschaft und Gesellschaft.

Koordination als Schlüssel zur modernen Konservierung von Objekten

Durch den Zusammenschluss und den Austausch innerhalb von OSCA konnten erste Schritte gesetzt werden: vorhandenes Wissen zu Digitalisierung wurde zugänglich gemacht, Schritte zur Konservierung von Objekten und zur koordinierten Digitalisierung der zugehörigen Daten eingeleitet sowie eine moderne digitale Infrastruktur aufgebaut. Ein zentrales Element ist das OSCA Portal, das die digital zugänglichen Objektinformation in Österreich deutlich erweitert.

Institutionsübergreifende Fallstudien wie die Digitalisierung der Mollusken-Sammlungen (Schnecken und Muscheln) oder ausgewählter endemischen Arten der Flora und Fauna Österreichs haben praxistaugliche Workflows hervorgebracht und einen Arbeitsplan für die Digitalisierung der österreichischen naturwissenschaftlichen Sammlungen etabliert. Auch die Verknüpfung von Sammlungsobjekten mit weiteren Daten ist zentral: in OSCA wurde ein Workflow etabliert, der den gesamten Weg vom Aufsammeln bis zum DNA-Barcode mit eindeutigen und gleichzeitig persistenten Identifikatoren (PIDs) dokumentiert und damit eine konsistente Informationskette gewährleistet.

Durch den Kompetenzaufbau in der digitalen Transformation und Förderprogramme wie ‚Kulturerbe digital‘ konnten die naturwissenschaftlichen Bestände Österreichs bereits besser sichtbar und nutzbar gemacht werden. Allerdings bleibt ein Großteil der naturwissenschaftlichen Bestände Österreichs digital noch unsichtbar. Eine expertenbasierte Schätzung in 2021 ergab, dass die OSCA Institutionen ca. 56 Mio. Objekte beherbergen, von denen ca. 15 Millionen Objekte digital inventarisiert sind (28%) und von knapp 700.000 Objekten ein Digitalisat (1%) existiert. Das Ziel ist es, einen vollständigen digitalen Katalog der österreichischen Sammlungen, d.h. 100% Inventarisierung aller biologischen (botanischen, zoologischen), erdwissenschaftlichen (paläontologischen, geologischen, mineralogischen, extraterrestrischen) und anthropologischen Sammlungsobjekte zu erreichen. Darüber hinaus sollen von ausgewählten Objekten 2D, in wenigen Fällen 3D, Digitalisate angefertigt werden. Für diese strategischen Ziele ist ein enormer Digitalisierungsaufwand notwendig. Um die nötigen Kosten für dieses Unterfangen zu ermitteln, wurden die Arbeitszeiten und Arbeitskosten aufgrund von Erfahrungswerten für die verschiedenen Tätigkeiten in den unterschiedlichen Sammlungen abgeschätzt. Die Kosten für die Digitalisierung der knapp 56 Mio. Objekte würden sich über einen Zeitraum von zehn Jahren auf ca. 250.000.000 belaufen.

Nächste Schritte:

  • Aufbau einer österreichweiten Infrastruktur, als Daten-Aggregationshub, der digitalisierte Belege aggregiert, darstellt, und als nationaler Datenknoten fungiert.
  • Einwerbung von Mitteln von nationalen und europäischen Fördergebern für die österreichweite Digitalisierung der naturwissenschaftlichen Sammlungen.
  • Sichtbarmachung der Daten aus österreichischen Institutionen in europäischen und globalen domänenspezifischen Portalen.
  • Harmonisierung der Datenflüsse von österreichischen Institutionen mit biologischen und erdwissenschaftlichen Sammlungsobjekten.

Links