Der Gebrauch von Cookies erlaubt uns Ihre Erfahrungen auf dieser Website zu optimieren. Wir verwenden Cookies zu Statistikzwecken und zur Qualitätssicherung. Durch Fortfahren auf unserer Website stimmen Sie dieser Verwendung zu.

BM Holzleitner: „OECD-Bildungsvergleich ist wichtige Grundlage, um unser Hochschulsystem nachhaltig zu verbessern.“

Education at a Glance 2025: In einer gemeinsamen Pressekonferenz präsentierten Wissenschaftsministerin Eva-Maria Holzleitner und Bildungsminister Christoph Wiederkehr erste Ableitungen. Dabei ging es auch um die geplante Hochschulstrategie 2040.

Am Dienstag, den 9. September, hat die OECD, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) „Education at a Glance 2025“ präsentiert. Es handelt sich um den aktuellen umfassenden internationalen Bildungsvergleich den die OECD jedes Jahr vorlegt. Diesmal sind darin die zentralen Bildungsindikatoren, Daten, Analysen aus allen Bildungsbereichen von 38 OECD-Mitgliedsstaaten bzw. 25 EU-Mitgliedsstaaten enthalten, darunter selbstverständlich auch die von Österreich. Grund genug für Wissenschaftsministerin Eva-Maria Holzleitner und Bildungsminister Christoph Wiederkehr vorab gemeinsam mit Andreas Schleicher, dem Leiter des OECD-Direktorats für Bildung und Kompetenzen, zu einem Pressegespräch zu laden, um erste Ableitungen zu präsentieren.

Direktor Andreas Schleicher stellte generell für Österreich fest: „Mit dem Übergang zu einer stärker digitalisierten und wissensintensiven Wirtschaft steigt auch in Österreich der Bedarf an fortgeschrittenen Fähigkeiten und höheren Qualifikationen. Bildung auf einen Blick liefert jährlich aktuelle Daten zum Stand der Bildung weltweit und stellt sicher, dass politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger über die Informationen verfügen, die sie benötigen, um auf die Herausforderungen unserer Zeit zu reagieren.“

Bildungsminister Christoph Wiederkehr ergänzt: „Die vorliegende Publikation der OECD liefert für meine tägliche Arbeit als Bildungsminister sehr wertvolle Inhalte. Einerseits sehen wir, dass Reformen, die sich auch im aktuellen Regierungsproramm finden, wie etwa die verbesserte frühkindliche Bildung, Früchte tragen. Andererseits zeigen die Daten der OECD im internationalen Vergleich auf, wo wir noch besser werden müssen. So setzen wir gerade im Bereich der Chancengerechtigkeit setzen wir hier mit dem Chancenbonus die Aufholjagd im Bildungsbereich fort. Ich bin zuversichtlich, dass wir alle im Bericht der OECD skizzierten Handlungsfelde mit dem ambitionierten Regierungsprogramm im Bildungsbereich abfedern können. Ich danke Andreas Schleicher und der OECD für die sehr aufschlussreichen Erkenntnisse aus dem Bericht!

Wissenschaftsministerin Eva-Maria Holzleitner unterstreicht die Relevanz wissenschaftlicher Analyse: „Internationale Studien wie Education at a Glance liefern eine fundierte Grundlage, um die Wirksamkeit unserer Politik zu bewerten und Österreichs Position im internationalen Vergleich einzuordnen. Die Ergebnisse zeigen, dass Österreich ein attraktiver Bildungsstandort mit ausgeprägten Stärken ist. Gleichzeitig werden Bereiche sichtbar, in denen weiterer Verbesserungsbedarf besteht – diese Erkenntnisse fließen gezielt in die Hochschulstrategie 2040 ein. So verdeutlicht die Studie, dass der Bildungserfolg nach wie vor eng mit der sozialen Herkunft verbunden ist und wir weiter für einen sozial gerechten Zugang zum Studium und eine bessere Studierbarkeit sorgen müssen“

Education at a Glance 2025 - Das sind die wichtigsten Ergebnisse:

Bildungsausgaben
Die Bildungsausgaben für den gesamten Bildungsbereich von der Elementarbildung bis zur Tertiärbildung liegen in Österreich bei 5,4 % gemessen als Anteil am BIP (OECD: 5,8 %; EU: 5,3 %). Im Primar- und Sekundarbereich (inkl. post-secondary/non-tertiary) investiert Österreich 2,9 % des BIP (OECD: 3,3 %; EU: 3,0 %). Wird der Tertiärbereich mitberücksichtigt, so liegt der Anteil bei 4,7 % (OECD: 4,7 %; EU: 4,2 %).

Beteiligung in der frühkindlichen Bildung
Die Beteiligungsquote der 4- und 5-Jährigen an Angeboten der frühkindlichen Bildung ist in Österreich mit 94,4 % bzw. 97,7 % im internationalen überdurchschnittlich hoch (OECD: 90,2 % bzw. 85,9 %; EU: 92,4 % bzw. 91,3 %) und weist seit 2024 einen leicht positiven Trend auf. Der Anteil der 3-Jährigen in frühkindlicher Bildung hat sich im Vergleich zu EAG 2024 von 80,1 % auf 81 % erhöht (OECD: 79,4 %; EU: 87,4 %). 

Bildungsstand und Arbeitslosigkeit
Die Bevölkerung Österreichs weist ein überdurchschnittlich hohes Bildungsniveau auf. So liegt der Anteil von Personen mit mindestens Sekundarabschluss II gemessen an der gesamten der 25-64-Jährigen bei 86,9 % (OECD: 81,9 %; EU: 84,5 %). Im Vergleich zu EAG 2024 bedeutet dies einen Anstieg um 0,9 Prozentpunkte. Unter den 25-34-Jährigen verfügen 2024 nur 10 % über keinen Abschluss der Sekundarstufe II.

Ein Abschluss der Sekundarstufe II ist ein besonders bedeutsamer Faktor in der Reduktion des Risikos auf Arbeitslosigkeit. So liegt die Arbeitslosenquote unter den 25-34-Jährigen mit höchstens Sekundarabschluss I in Österreich bei 18,3 % (OECD: 12,9 %; EU: 16,2 %) und ist damit höher als im Vorjahr (16 %). Der Arbeitslosenanteil unter den 25-34-Jährigen mit Abschluss der Sekundarstufe II liegt hingegen mit lediglich 5,3 % (OECD: 6,9 %; EU: 7,2 %) in einem ähnlichen Bereich wie 2024 (5,5 %). Auch das Einkommen steigt anteilsmäßig mit dem Erwerb eines Abschlusses der Sekundarstufe II.

Betreuungsschlüssel und Klassengrößen
An Österreichs Schulen ist der Betreuungsschlüssel zwischen Lehrpersonen und Schülerinnen und Schülern im internationalen Vergleich gut. So betreut eine Lehrperson auf  der Primarstufe betreut im Schnitt rund 13 Schülerinnen und Schüler (OECD: 14; EU: 13), auf der Sekundarstufe I rund 9 Schülerinnen und Schüler (OECD: 13; EU: 11) und auf der Sekundarstufe II rund 10 Schülerinnen und Schüler (OECD: 13; EU: 12). Im Vergleich zu EAG 2024 bleibt das Betreuungsverhältnis in Österreich unverändert.

Auch die Klassengröße ist sowohl im Primarschulbereich mit rund 18 Schülerinnen und Schülern als auch im Bereich der Sekundarstufe I mit etwa 21 Schülerinnen und Schülern international vergleichsweise kleiner (Prim: OECD: 21, EU: 18; Sek I: OECD: 23, EU: 21) und scheint im zeitlichen Verlauf ebenfalls stabil.

Die Daten der OECD lassen jedoch auch Herausforderungen für das österreichische Bildungssystem erkennen. Schleicher sieht diese insbesondere im Bereich der Chancengerechtigkeit:  

Steigende NEETS-Quote
Die aktuellen Daten weisen auf eine leicht steigende Tendenz beim Anteil junger Erwachsener, die weder beschäftigt noch in Ausbildung sind (NEETs) hin. So ist der Anteil der 18-24-Jährigen, die weder beschäftigt noch in Ausbildung sind, im Vergleich zu 2024 von 12,0 % auf 12,6 % gestiegen (EAG 2023: 10,5 %), liegt aber weiterhin unter dem OECD- und knapp unter dem EU-Durchschnitt (OECD: 14,1 %; EU: 12,9 %).

Grundkompetenzen und Schulerfolg
In Österreich ist der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit Altersabweichung von mindestens zwei Jahren relativ zum altersgemäßen Klassenniveau vergleichsweise hoch. Auf der Primarstufe liegt dieser bei 5,8 % (OECD: 2,1 %, EU: 2,2 %), auf der Sekundarstufe I bei 9,1 % (OECD: 4,0 %, EU: 3,8 %), Schülerinnen und Schüler mit außerordentlichem Status inkludiert. Hinsichtlich der Grundkompetenzen der Erwachsenenbevölkerung liefern die Daten der aktuellsten PIAAC Erhebungen 2022/23 wichtige Hinweise. Hier liegt der Anteil der 25-64-Jährigen mit niedriger Lesekompetenz (auf oder unter Kompetenzstufe 1) in Österreich mit rund 31 % vergleichsweise hoch (OECD: 27,1 %). Leistungsunterschiede im Lesen nach Bildungsabschlüssen vergrößerten sich seit der letzten PIAAC-Erhebung im Jahr 2011/12.

Verbesserung der Chancengerechtigkeit
Das Regierungsprogramm 2025-2029 setzt mit dem Chancenbonus einen dezidierten Schwerpunkt zur Verbesserung der Chancengerechtigkeit in der Bildung. Aufbauend auf internationalen Erfahrungen zur Schulstandortentwicklung sowie der Evaluierung des Projekts 100 Schulen – 1000 Chancen wird über einen sozialindizierten Chancenbonus eine individuelle Stärkung von Schulen mit herausfordernder Ausgangslage ermöglicht. Sie erhalten zusätzliche Ressourcen zur schulautonomen Verwendung (z.B. für standortgebundenes psychosoziales Supportpersonal, Lehrkräfte, Lerncoaching, Förderunterricht, Nachhilfe, Schulentwicklung, Fortbildung, etc.). Durch eine bedarfsorientierte und zielgenaue Ressourcensteuerung sollen diese Schulen in der Weiterentwicklung ihres Standortes gestärkt werden, sodass effizienter, wirksamer Unterricht und gezielte Einzelschüler/innenförderung realisiert und Lern- und Leistungsunterschiede weiter abgebaut werden können.

Bildung wird nach wie vor stark vererbt
Der Bildungserfolg ist nach wie vor eng mit der sozialen Herkunft verbunden. Während 63 % der 25-34-Jährigen mit zumindest einem tertiär gebildeten Elternteil auch eine Tertiärausbildung abschließen, sind es nur 16 %, wenn kein Elternteil die obere Sekundarstufe abgeschossen hat. Anders gesagt: Es ist fast 4mal so wahrscheinlich, einen Tertiärabschluss zu machen, wenn ein Elternteil selbst einen Tertiärabschluss hat.