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Watch Out for Drop-Out! Studie des Österreichischen Frauenfonds zeigt, warum und in welchem Ausmaß Frauen das MINT-Feld verlassen

69 % Berufsaussteigerinnen: Der Österreichische Fonds zur Stärkung und Förderung von Frauen und Mädchen analysiert erstmalig die Abbruchquoten in MINT aus Genderperspektive

Dass so viele Frauen trotz hervorragender Ausbildung ihr Berufsfeld verlassen, zeigt eines ganz deutlich: Es sind nicht die Frauen, die versagen, es sind die Strukturen, die sie im Stich lassen. Solange Arbeitsumfelder von Ungleichbehandlung, fehlender Wertschätzung und sexistischer Kultur geprägt sind, reicht alle Anstrengung beim Einstieg nicht aus, um mehr Frauen im MINT-Bereich zu sehen. Aber wir brauchen Frauen gerade in Technik und Forschung, um diese Zukunftsfelder aktiv mitzugestalten. Unser Ziel ist es also, Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen Frauen nicht nur Türen geöffnet werden, sondern in denen sie auch langfristig arbeiten können und wollen – frei von Diskriminierung und mit gleichen Chancen auf ein selbstbestimmtes Berufsleben.
Eva-Maria Holzleitner, Bundesministerin für Frauen, Wissenschaft und Forschung

In Österreich ist weniger als ein Drittel der Frauen mit MINTBildungsabschluss auch in diesem Feld tätig. Zu u.a. diesem Ergebnis kommt die Studie „Watch Out for Drop-Out! Warum und in welchem Ausmaß Frauen das MINT-Feld verlassen“ des Österreichischen Fonds zur Stärkung und Förderung von Frauen und Mädchen. Die Studie analysiert erstmals systematisch die Abbruchquote in MINT-Ausbildungen und -Berufen in Österreich aus einer Geschlechterperspektive.

Im Rahmen der Studienpräsentation am 18. September führte Mirela Memic, Direktorin des Österreichischen Fonds zur Stärkung und Förderung von Frauen und Mädchen, einleitend aus: Die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an männerdominierten Branchen voranzutreiben, ist eine wesentliche Zielsetzung des Fonds. Gerade in den zukunftsweisenden MINT-Fächern dürfen wir nicht auf das Innovationspotenzial von Frauen verzichten, dennoch sind sie dort weiterhin deutlich unterrepräsentiert: Ihr Anteil in technischen Lehrberufen betrug 2022 beispielsweise nur 11 %. Die Untersuchung der Rahmenbedingungen und Beweggründe für Einstieg, Verbleib und Ausstieg von Frauen in MINT ist daher zentral, um Handlungsableitungen für zielgerichtete Maßnahmen und nachhaltige Verbesserungen auf Ausbildungs-, Betriebs- und Gesellschaftsebene zu gewinnen.

Ebenso betonte Eva-Maria Holzleitner, BM für Frauen, Wissenschaft und Forschung, bei ihrer Begrüßung nachdrücklich: Dass so viele Frauen trotz hervorragender Ausbildung ihr Berufsfeld verlassen, zeigt eines ganz deutlich: Es sind nicht die Frauen, die versagen, es sind die Strukturen, die sie im Stich lassen. Solange Arbeitsumfelder von Ungleichbehandlung, fehlender Wertschätzung und sexistischer Kultur geprägt sind, reicht alle Anstrengung beim Einstieg nicht aus, um mehr Frauen im MINT-Bereich zu sehen. Aber wir brauchen Frauen gerade in Technik und Forschung, um diese Zukunftsfelder aktiv mitzugestalten. Unser Ziel ist es also, Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen Frauen nicht nur Türen geöffnet werden, sondern in denen sie auch langfristig arbeiten können und wollen – frei von Diskriminierung und mit gleichen Chancen auf ein selbstbestimmtes Berufsleben.

Strukturelle Rahmenbedingungen und männlich geprägte Betriebskulturen als wesentliche Ausstiegsfaktoren

Die vom Institut für Höhere Studien durchgeführte sekundärstatistische Analyse in Kombination mit der empirischen Erhebung der Drop-Out-Gründe durch L&R Sozialforschung belegt die Gender Gaps bei MINT-Abbrüchen von der BHS/Lehre über den tertiären Bildungssektor bis ins Berufsleben: Frauen erzielen durchwegs höhere Bildungserfolge als Männer – mit Ausnahme des MINT-Bereichs. Hier schrumpft der Frauenanteil stetig entlang der Bildungskette („Leaky-MINT-Pipeline“); Ausstiegsoptionen werden insbesondere zwischen den weiterführenden Stationen werden genutzt.

Andrea Leitner, Soziologin am Institut für Höhere Studien (IHS) verdeutlicht: Es reicht nicht aus, Mädchen für MINT-Ausbildungen zu begeistern: Viele Mädchen wechseln während der Ausbildung in einen anderen Fachbereich und nur knapp ein Drittel der Frauen mit einem MINT-Bildungsabschluss arbeitet in einem MINT-Beruf.
Unsere Befragung zeigt, dass die Mehrheit der Frauen MINT-Berufe nicht aufgrund mangelnder Interessen oder fehlender Kompetenzen verlässt, sondern wegen ungünstiger Arbeitsbedingungen und männlich geprägter Betriebskultur. Um dem entgegenzuwirken, müssen die Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen gezielt verbessert werden, ergänzt Nadja Bergmann, Projektleiterin und Co-Geschäftsführerin von L&R Sozialforschung.

Die zentralen Studienergebnisse

MINT-Bildungsabbrüche

  • Signifikantester Drop-Out entlang der MINT-Bildungskette am Übergang zwischen Schule und Studium: Nur 15 % beginnen nach Abschluss einer MINT-BHS ein entsprechendes Studium, Ausstiegsquote von 85 %. (Männer: 33 % der Absolventen beginnen ein MINT-Studium)

  • Zentrale Gründe: Ausbildungsbezogene Belastungen, erlebte Andersbehandlung aufgrund des Geschlechts, weitere negative Erfahrungen im sozialen Umfeld (Lehrpersonen und Peers), subjektive Wahrnehmung der eigenen Kompetenz als unzureichend.

  • Nur 3 % aller Frauen, die eine MINT-BHS begonnen haben, schließen ein MINT-Studium ab. (Männer: 7 %, Anteil mehr als doppelt so hoch).

  • 13 % der Befragten haben sexuelle Belästigung während der Ausbildung erlebt.

MINT-Berufsausstiege

  • Ausstiegsquote von 69 %: Nur 31 % aller Frauen mit einem formalen MINT-Bildungsabschluss sind in einem MINT-Beruf tätig. (Ausstiegsquote Männer: 43 %)

  • Ergebnis der zusätzlichen Regressionsanalyse zeigt: Das Berufsausstiegsrisiko ist bei Frauen mehr als doppelt so hoch wie bei Männern.

  • Zentrale Gründe: Unzufriedenheit mit Arbeits- und Rahmenbedingungen, fehlende Weiterentwicklungsmöglichkeiten und tief verankerte geschlechtsbezogene Ungleichheiten, die auf männlich geprägte Organisationskulturen zurückzuführen sind.

  • 29 % der Befragten haben sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt.

  • Im Gegensatz zum (Aus-)Bildungsbereich (27 %) fühlen sich lediglich 3 % der Berufsaussteigerinnen nicht ausreichend qualifiziert.

Link zum Studienbericht

Rückfragen & Kontakt

Österreichischer Fonds zur Stärkung und Förderung von Frauen und
Mädchen (LEA - Let's empower Austria)
Julia Rehberger
Telefon: 01 395 029 004
E-Mailpresse@lea-frauenfonds.at
Websitehttps://www.letsempoweraustria.at